Patenschaftsprojekt Regenbogen

Die Brücke Elmshorn gGmbH sucht Menschen, die sich bereit erklären, eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen. Kinder psychisch erkrankter Eltern sind in hohem Maße Belastungen ausgesetzt und in ihrer eigenen Entwicklung gefährdet.

Die Kinder sollen durch die Pat*innen in ihrer Entwicklung unterstützt werden, während die Eltern gleichzeitig Entlastung erfahren. Dabei geht es um die Ergänzung der Ursprungsfamilie, die Pat*innen treten nicht in Konkurrenz.
Wir suchen Pat*innen , die sich regelmäßig und verlässlich einmal pro Woche einen Nachmittag und einmal pro Monat ein Wochenende um ihr Patenkind kümmern, sich in ihren eigenen Räumen mit ihm beschäftigen oder auch Ausflüge mit ihm unternehmen.
Die Brücke-SH Elmshorn bietet Schulungen für Pat*innen, Patentreffen und feste Ansprechpartner*innen in Krisenfällen während der Patenschaft an.

Bild vom Regenbogen Logo

Natalia Klat und Leonie Lechthaler
Tel: 04121/ 70 177 05, Fax: 04121/ 70 177 29
E-Mail: n.klat@brueckeelmshorn.de und l.lechthaler@brueckeelmshorn.de

Seit 2008 vermittelt und begleitet die Brücke Schleswig-Holstein gGmbH Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern mit großem Erfolg. Die Zahl der Patenschaften ist ständig weiter gewachsen. Die Familien der Kinder fühlen sich unterstützt und auch die jeweiligen Pat*innen bekommen sehr viel Anerkennung. Sie nehmen die Begleitung der Mitarbeiter*innen der Brücke gerne an. Durch die Patenschaft helfen sie, den Erfahrungsschatz und die Zukunftschancen der Kinder zu erweitern und die Familie zu stabilisieren.

Die psychische Erkrankung eines oder beider Elternteile hat Auswirkungen auf die gesamte Familie und führt in vielen Fällen zu einer Verschlechterung der allgemeinen Lebensbedingungen. Häufig sind die Familien von Arbeitslosigkeit, finanziellen Problemen, schlechten Wohnverhältnissen, Isolation und belastenden Beziehungen innerhalb der Familien betroffen.
Dieses Bündel an Problemen bedeutet für die Kinder, dass eine unbeschwerte Kindheit und Entwicklung nicht so möglich ist wie in Familien, in denen keine psychische Erkrankung vorhanden ist. Gleichzeitig wollen betroffene Mütter und Väter wie alle Eltern gut für ihre Kinder sorgen, sich mit ihnen beschäftigen und ihnen eine positive Entwicklung ermöglichen.
Durch die eigenen Belastungen sind sie jedoch in Krisenzeiten in ihren Fähigkeiten, eben dies zu leisten, eingeschränkt. Sie können die Bedürfnisse ihrer Kinder vielleicht nicht wahrnehmen und darauf eingehen.

Das Kind übernimmt Aufgaben, die eigentlich den Eltern obliegen wie einkaufen, den Haushalt übernehmen, auf jüngere Geschwister aufpassen. Kinder übernehmen Verantwortung, stecken eigene Bedürfnisse zurück, können nicht mehr einfach nur Kind sein und vertrauen sich aus Loyalität zu den Eltern kaum jemanden an. Sie sind, insbesondere wenn in einer Ein-Eltern-Familie die Mutter erkrankt ist, mit ihren Ängsten und Gefühlen von Verwirrtheit und Unsicherheit sich selbst überlassen. Ihnen fehlt eine Bezugsperson, die verlässlich zur Verfügung steht, Orientierung und Schutz bietet.

Aus Angst vor einer Herausnahme der Kinder aus der Familie durch das Jugendamt halten betroffene Eltern oft sehr lange durch, sodass die Kinder, wenn ein Elternteil dann doch in die Klinik muss, zum Teil in für sie völlig unbekannte Bereitschaftspflegefamilien kommen und durch den damit verbundenen Beziehungsabbruch belastet werden.
Diese ungünstigen Lebensumstände führen bei den Kindern zu einer dauerhaften Stressbelastung, die ein hohes Risiko birgt, Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln oder später selbst psychisch zu erkranken. Zur Vorbeugung einer eigenen Erkrankung und Stärkung der Widerstandskraft (Resilienz) ist es Untersuchungen zufolge hilfreich, die Kinder rechtzeitig zu unterstützen, indem sie eine kontinuierliche Bezugsperson, die Patinnen oder den Paten, an die Seite gestellt bekommen.

Die Patenschaft wird in stabileren Zeiten der Eltern eingerichtet und basiert auf gegenseitiger Wertschätzung, Sympathie und Vertrauen.

  • betreuen ihr Patenkind regelmäßig einmal pro Woche und einmal pro Monat am Wochenende bei sich zu Hause
  • führen gemeinsame Unternehmungen mit dem Patenkind durch
  • ermöglichen dem Patenkind einen Einblick in ihren eigenen Familienalltag
  • sind Ansprechpartner*innen für Kinder psychisch kranker Eltern bei alltäglichen Problemen und bei Problemen mit dem erkrankten Elternteil
  • sind Laien und benötigen Erfahrung im Umgang mit Kindern und die Offenheit, sich mit dem Thema „Psychische Erkrankungen“ auseinander zu setzen

Für den Fall, dass eine stationäre Behandlung des erkrankten Elterteils notwendig ist, sollen die Kinder die Möglichkeit haben, in ihren Patenfamilien untergebracht zu werden. Den Pat*innen wird eine monatliche Aufwandentschädigung gezahlt.

  • Erhaltung der Eltern-Kind-Beziehung durch Entlastung des erkrankten Elternteils und Stützung des Kindes
  • Vorbeugung vor späterer Erkrankung des Kindes
  • Ergänzung, nicht Konkurrenz zur Ursprungsfamilie
  • Vermeidung plötzlicher Beziehungsabbrüche (bei notwendigen Krankenhausaufenthalten)
  • Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer rechtzeitigen und ausreichend langen psychiatrische Behandlung, weil der erkrankte Elternteil das Kind gut versorgt weiß
  • Anwerbung von Pat*innen
  • Veranstaltung von Info-Abenden
  • Qualifizierung der PatInnen durch Schulung und Einzelgespräche
  • Begleitung der Patenschaften durch Beratung
  • Organisation einer Schulungs- und Gesprächsgruppe für Pat*innen
  • Beratung in Krisenfällen
  • Öffentlichkeitsarbeit

Evamaria M., allein erziehend mit einer 5-Jährigen Tochter ist vor ca. einem Jahr aus Süddeutschland nach Uetersen gezogen. Sie hat hier kein soziales Netz, das sie ein wenig unterstützt. Der Kontakt zur eigenen Familie ist schwierig, zum Vater des Kindes abgebrochen.
Sie leidet seit Jahren unter z. T. schweren Depressionen. Oft nimmt sie sich vor, mehr Regelmäßigkeit und Ruhe in ihren Alltag zu bringen, kann dies aber auf Grund des oft fehlenden Antriebs nicht umsetzen. Es gibt Phasen, in denen sie kaum aus dem Bett kommt, der Kühlschrank leer bleibt und Frau M. sich am liebsten den ganzen Tag die Decke über den Kopf ziehen möchte.
Was bedeutet das für J., die kleine Tochter, ein lebhaftes Kind, das viel Ansprache, aber auch feste Grenzen und Struktur braucht? Sie ist in diesen Zeiten auf sich selbst gestellt, muss sich allein beschäftigen, schauen, dass sie sich selbst ein Brot schmiert, schaut viel fern. Sie möchte die Mama vielleicht nicht stören, möchte nicht Schuld sein, dass es ihr noch schlechter geht. Sie weiß auch, dass es wieder andere Zeiten geben wird, aber nie, wann und wie lange das sein wird. Sie fühlt sich allein, hat niemanden, dem sie ihre Sorgen erzählen kann.

Die Mutter nimmt wohl wahr, dass ihre Tochter in diesen Zeiten auf sich allein gestellt ist, schafft es aber nicht oder oft nur mit großer Mühe, die wichtigsten Dinge für ihre Tochter zu erledigen.

Seit einigen Monaten hat J. eine Patin, die Zeit und Lust hat, sich regelmäßig um sie zu kümmern. Sie unternimmt manchmal spannende Dinge mit J., manchmal lädt sie sie einfach zum Kuchenbacken oder auf den Spielplatz ein. J. fühlt sich sehr wohl und möchte demnächst sogar eine Übernachtung bei ihrer Patin wagen. Sie macht eine Menge neue für sie wichtige Erfahrungen.
Die Mutter hat sich daran gewöhnt, ein kleines Stück Verantwortung mit der Patin zu teilen, nutzt die Zeit für sich und hat eine ambulante Therapie begonnen. Sie möchte gerne wieder in die Arbeitswelt zurück und eine berufliche Rehabilitation beginnen.

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